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Sind die Bayern zu schlapp für die Schale? Effenberg sieht ein Fitness-Problem

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Der FC Bayern ist in dieser Saison offenbar auch im Hinblick auf die Fitness nicht auf der vollen Höhe. Das meint auch Ex-Bayern-Profi und Experte Stefan Effenberg.

München – Zwei Tage Pause hat Thomas Tuchel seinen Stars nach dem 1:3 gegen RB Leipzig verordnet. Um müde Beine aber ging es dem Trainer des FC Bayern dabei nicht. Die Köpfe sollten die Spieler freibekommen, die Ruhe nutzen, um das, was da im letzten Heimspiel dieser turbulenten Saison passiert war, irgendwie zu verarbeiten. Für die Vorbereitung auf das große Finale am Samstag in Köln sind also genau vier Einheiten angesetzt – mit einem klaren Ziel: Irgendwie den Glauben an das kleine Wunder zu erwecken.

FC Bayern München
Gründung:\t \t27. Februar 1900
Präsident:Herbert Hainer
Trainer:Thomas Tuchel
Mitglieder:über 300.000

FC Bayern vor titelloser Saison: Die Statistik spricht eine klare Sprache

Denn die grundsätzlichen Probleme, dessen sind sich intern alle bewusst, wird man so schnell nicht in den Griff bekommen. Sie sitzen zu tief. Die Ursachenforschung hat nicht erst in der laufenden Woche begonnen, an deren Ende womöglich die erste titellose Saison seit 2012 besiegelt sein wird. Sie ist bereits weit vorangeschritten, verbunden mit dem Vorhaben, die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Die Analyse fällt freilich nicht leicht, weil der intern als hauptschuldig gesehene Julian Nagelsmann nicht mehr da ist und der mit einer Teilschuld belastete Tuchel zu kurz wirkt, um alle Baustellen zu beseitigen. Es geht um Hierarchien und Führung, um Disziplin und Mentalität. Aber es geht auch um ein Thema, dem man sich allein mit Blick auf die Statistik nicht verschließen kann. Das 1:3 gegen Leipzig nämlich war nicht nur das erste Heimspiel seit 2007, das die Bayern nach einer Führung verloren haben. Es war zudem bereits das achte Spiel der laufenden Saison, in dem der eigentliche Branchenprimus auf Siegkurs war – und am Ende doch Punkte abgab.

Stefan Effenberg über die Bayern-Schwächen: „Leistungskurve geht in der zweiten Halbzeit nach unten“

„Der regelmäßige Einbruch der Bayern in der zweiten Halbzeit ist offensichtlich, und zwar nicht nur einmal“, sagt Stefan Effenberg gegenüber unserer Zeitung. Der 54-Jährige kennt die Zahlen bestens – und hat zudem beobachtet, was zuletzt offensichtlich war: „Die Leistungskurve ging in der zweiten Halbzeit permanent nach unten.“

Ganze 19 Punkte hat man so verspielt, nur der FC Augsburg (23) und Werder Bremen (22) ließen nach Führungen heuer noch mehr Zähler liegen. Würde man nur die ersten Halbzeiten der bisher 33 Spiele heranziehen, wären die Bayern schon lange Meister – mit 19 Punkten Vorsprung auf den BVB. Würden nur die jeweils zweiten 45 Minuten gewertet, stünde das Tuchel-Team aktuell auf Tabellenplatz zehn. Ein Dutzend der zweiten 45 Minuten einer Partie „verlor“ man. Lediglich fünf Bundesliga-Teams waren in dieser Statistik noch schlechter.

Stefan Effenberg bemängelte die Fitness der Bayern-Profis im Saisonendspurt.
Stefan Effenberg bemängelte die Fitness der Bayern-Profis im Saisonendspurt. © MIS/Philippe Ruiz/imago

Stefan Effenberg kritisiert Fitnesszustand des FC Bayern: „Geht auch um die Beine“

Dafür mag es viele Gründe geben. Effenberg sagt: „Natürlich geht es auch um Bereitschaft, um den Kopf. Aber sicher auch um die Beine.“ Das sieht man an der Säbener Straße genauso. Die Pause nach der Winter-WM, in der vor allem die früh gescheiterten DFB-Spieler vier Wochen lang freihatten, bewertet man inzwischen als deutlich zu lang. 

Wenn Tuchel nun, wie nach der Pleite gegen Leipzig, „von Zweikämpfen, Abständen, Vorwärtsbewegungen, Pressing redet“, sagt Effenberg, „muss es ja mit der Fitness zusammenhängen“. Und weil man sich Dellen in einer Saison, in der man tatsächlich Woche für Woche und bis zum bitteren Ende gefordert ist, nicht erlauben kann, fällt das ausgemachte Fitness-Problem eben besonders ins Gewicht.

Vor allem Protagonisten, die schon lange im Profi-Fußball aktiv sind, fällt die fehlende Physis auf. Nicht umsonst hatte auch Bayerns ehemaliger Sportvorstand Matthias Sammer zuletzt gefordert: „Bitte nicht die Grundlagen verlieren!“ Tuchel wird ab der Vorbereitung einen anderen Zug im Training fordern. Einen, an dem freie Tage dann nicht nur für den Kopf, sondern vor allem für die Beine da sind. (Hanna Raif, Philipp Kessler)

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